Plug and Play kennen Technik-Fans seit Jahren. Nun macht „Plug and Save“ immer mehr von sich reden. Dabei handelt es sich um Mini-Solaranlagen, die an die Steckdose eingesteckt werden können und direkt die Stromrechnung drücken. Discountfan.de hat eines der Systeme gestestet und zeigt Vor- und Nachteile auf.
Das Prinzip von „Plug and Save“ (auch bekannt als „Solarkraftzwerg“, „Plug-in-Anlagen“ „Mikro PV-Anlage“ oder „Guerilla PV“) ist recht simpel: Der Kunde bestellt zu einem Preis von 400 bis 600 Euro ein Solarmodul mit Wechselrichter, das direkt mit der Steckdose verbunden werden kann. Im Schnitt können solche Module pro Jahr etwa 200 Kilowattstunden erzeugen, was bei derzeitigen Strompreisen einer Ersparnis von rund 50 Euro entspricht. Mit anderen Worten: Nach acht bis zwölf Jahren hat sich die Anlage amortisiert, danach macht man einen rechnerischen Gewinn. Steigen die Strompreise weiter, so kommt man schon früher aus den „roten Zahlen“. Über die Lebensdauer von rund 25 Jahren kommt so ein schönes Sümmchen zusammen.
Wir haben uns auf dem Markt umgesehen und eine Anlage von „München Solar“ getestet. Der Grund: Das verwendete Solarmodul hat in Fachtests gut abgeschnitten, obendrein erfüllt der zum Lieferumfang gehörende Wechselrichter wichtige technische Anforderungen wie einen NA-Schutz oder bestimme VDE-Normen (Details siehe unten). Bei Selbstabholung kostet dieses Set nur 399 Euro. Wird die versprochene Leistung von rund 200 Kilowattstunden im Jahr erzielt, sind die Einkaufskosten nach spätestens acht Jahren wieder drin. Der Online-Shop konnte außerdem mit einer sehr guten und fundierten Beratung im Kundenchat punkten.
Bildergalerie zum Test der Mini-Solaranlagen (mit Klick auf das Info-Symbol werden die Erklärungen eingeblendet)
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Installation innerhalb weniger Minuten
Die Installation ist denkbar einfach: Zunächst muss der Wechselrichter mit dem Solarmodul verbunden werden – die benötigten Kabel liegen dem Paket bei und sind verwechslungssicher. Danach muss nur noch das Stromkabel in eine handelsübliche Steckdose eingesteckt werden. In diesem Moment beginnt die Stromproduktion und entlastet somit den eigenen Geldbeutel. Ins Netz eingespeist wird bei diesen Anlagen nichts, vielmehr wird der Eigenverbrauch gedrückt. Wer also beispielsweise mit seinem Modul 150 Watt erzeugt und im Haushalt gerade 1000 Watt verbraucht, muss effektiv nur noch 850 Watt bezahlen – die übrigen 150 Watt kommen aus der eigenen Produktion. Um den Ertrag zu optimieren, kann man sich eine Unterkonstruktion bauen oder sie auf einem Flachdach installieren. Wichtig hierbei: Die Anlage muss wind- und wetterfest installiert sein, damit sie bei einem Sturm nicht herunterfällt und zur Gefährdung für andere wird.
Rücklaufsperre ist zwingend nötig
Ein weiteres wichtiges Detail: Vor dem Einstecken müssen Endkunden überprüfen, ob ihr Stromzähler gegen das Rückwärtslaufen gesichert ist. Andernfalls wäre der Betrieb illegal, da man (sollte man mehr Strom produzieren als selbst verbrauchen) rechnerisch mehr Geld bekommt, als ehrliche Stromproduzenten derzeit an Einspeisevergütung erhalten. Zähler mit Rücklaufsperre sind an einem entsprechenden Symbol eindeutig zu identifizieren.
Auf Nummer Sicher nur mit einem Fachmann
Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, sollte den Anschluss einem Fachmann überlassen: So wird von einigen Experten empfohlen, die Anlage nur an einem eigenen Stromkreis mit separater Sicherung zu betreiben. Da hier Arbeiten am Sicherungskasten nötig sind, darf dies nur ein Elektriker ausführen. Außerdem sollten nicht zu viele Module an einer Sicherung betrieben werden. Obendrein sollten Nutzer darauf achten, dass der Wechselrichter gewissen Mindeststandards erfüllt – so sollte die Anwendungsregel VDE-AR-N-4105 Pflicht sein. Dadurch schaltet sich die Anlage bei Stromausfällen, Über- oder Unterspannung automatisch ab.
Kritik von VDE und Stadtwerken
Kritik am allzuleichten Umgang mit den Anlagen kommt unter anderem vom Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik (VDE): In einer Stellungnahme vom April 2013 bezeichnet der Verband das simple Einstecken der Anlage in eine Steckdose als „unzulässig“ und rät dazu, die Installation „fachkundigen Personen“ zu überlassen. Ähnlich argumentieren auch diverse Stadtwerke und Stromlieferanten – letztere wohl aus gutem Grund: Machen die kleinen Kraftkwere immer mehr die Runde, sinken naturgemäß die Umsätze bei den ohnehin schon gebeutelten Stromriesen. Die Verkäufer der Anlagen sehen dies gelassener: Zwar bewege man sich in einer rechtlichen „Grauzone“, allerdings würden neuere Systeme wichtige VDE-Normen erfüllen, außerdem habe es bislang keine einzige Klage gegen den Betrieb der Mini-Anlagen gegeben. Dennoch wird von einigen Fachleuten empfohlen, die Anlage anzumelden. Ob dies wirklich Pflicht ist – darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Zeitschrift Ökotest hat die Anlagen im Februar-Heft 2015 unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: „Anders als vor zwei Jahren gibt es heute Bausätze, die fachgerecht und sicher installiert und betrieben werden können“.
Die Sache mit der Amortisation
Beachtet man alle technischen Details und hat obendrein einen sonnenreichen Standort gewählt, kann das Stromsparen beginnen. Allerdings können viele Faktoren die Rechnung negativ beeinflussen. So gibt es im Süden Deutschlands beispielsweise mehr Ertrag als im Norden. Ist der Standort (teil-)verschattet, drückt auch dies den Ertrag. Außerdem muss der Verbrauch im Haushalt immer mindestens so hoch sein wie die Produktion der Anlage – der zuviel produzierte Strom wird ja nicht eingespeist und „verpufft“ somit. Genau dies kann aber im Sommer oder zu Urlaubszeiten passieren: Genau dann, wenn die Anlage am ertragsreichsten wäre, benötigt man weniger Strom. Negativ können sich auch Zusatzkosten wie ein Elektriker zur Installation oder die Herstellung oder der Kauf / Bau einer Unterkonstruktion auswirken. Grob gerechnet: Pro 50 Euro Mehrkosten braucht man derzeit ein weiteres Jahr, bis sich die Anlage rechnet.
Wie viel wirft die Anlage konkret ab?
Wer vor dem Kauf ganz auf Nummer sicher gehen will, kann sich für seinen Postleitzahlenbereich die historischen Stromertragsdaten von PV-Anlagen anzeigen lassen. Dadurch kann man schon im voraus einschätzen, wie der Ertrag mit der Anlage sein wird. Bei Verwendung eines 250-Watt-Moduls muss der angezeigte Jahresertrag durch vier geteilt werden. Beispiel: In München liegt der durchschnittliche Jahresertrag bei 950 kWh pro kWpeak. Macht also beim von uns verwendeten Modul einen Ertrag von durchschnittlich 237,5 Kilowattstunden. Wie schon erwähnt gilt diese Zahl nur, wenn der Strom auch wirklich verbraucht wird. Dies wiederum spricht (neben Sicherheitsaspekten) gegen den Betrieb von allzuviel Plug-In-Anlagen auf einmal: Hier wird schnell mehr Strom erzeugt, als man selbst verbraucht – was langfristig die Rentabilität drückt.
Discountfan-Testergebnis: Viel Licht, wenig Schatten…
Wir wollten es genau wissen und haben eine Anlage von München Solar getestet. Hierzu haben wir ganz bewusst die Tage um den Frühlingsbeginn gewählt: Hier sind die Tage in etwa so lang wie die Nächte – die Erträge können somit grob aufs Jahr hochgerechnet werden (das, was im Winter bei kurzen Tagen weniger verbraucht wird, holt der Sommer mit langen Tagen wieder auf).
Die Installation war mit wenigen Handgriffen erledigt, beim Anstecken kann auch der Laie nichts falsch machen, da die Stecker nicht verwechselbar sind. Natürlich sollte vorher auf die von uns beschriebenen Details (Absicherung und Stromzähler mit Rücklaufsperre) geachtet werden. An unserem Test-Standort herrschte bis 13 Uhr volle Sonne, danach war das Modul teilverschattet.
Auch das Wetter spielte für einen aussagekräftigen Test mit: Neben einigen Tagen mit Vollsonne gab es viel regnerisches Wetter, einige Tage komplett ohne Sonne und sogar eine partielle Sonnenfinsternis (bei der der Ertrag um rund 50 Prozent einbrach).
Unser Testergebnis: An Tagen mit voller Sonne wurde eine knappe Kilowattstunde erzeugt, an komplett bedeckten Tagen waren es meist unter 100 Wattstunden. Nach 16 Tagen stand fest: Im Schnitt konnte die Anlage am Tag 560 Wattstunden erzeugen, was einem Ertrag von etwa 14 Cent entspricht (bei unterstellten 25 Cent für die Kilowattstunde). Damit kommen wir ziemlich genau auf 200 Kilowattstunden (und umgerechnet 50 Euro) im Jahr. Für einen Standort mit Teilschatten ein recht ordentliches Ergebnis. Unsere Anlage hätte sich so nach spätestens acht Jahren bezahlt gemacht und würde danach jeden Monat 4,20 Euro Geld einbringen (stabile Strompreise vorausgesetzt). Steigt der Strompreis genauso stark wie in den letzten Jahren, ist man bei einem jährlichen Gewinn im dreistelligen Euro-Bereich.
Discountfan-Fazit: Smarte Idee – mit einigen Fallstricken
Unter dem Strich hat sich die Anlage je nach Wohngebiet und Ertrag nach acht bis zehn Jahren bezahlt gemacht. Je schneller der Strompreis steigt, umso früher ist man im Plus. Problematisch sind jedoch die vielen technischen und rechtlichen Fallstricke. Wer diese durch eine fachmännische Installation und einen korrekten Stromzähler umgehen kann und obendrein über einen sonnenreichen Standort verfügt, kann auf einfachem Weg seine Stromrechnung drücken. Man darf gespannt sein, ob die derzeitige rechtliche Grauzone vom Gesetzgeber beseitigt wird, damit der Verbraucher auf der sicheren Seite ist.
Links zum Thema:
- Heise.de testet Mini-Solaranlagen
- Ökotest: Mini-Solaranlagen (Februar 2015 – im PDF auf den Seiten 6-7)
- Wiwo.de berichtet über Kleinst-Solaranlagen
- Sonnenfluesterer.de – Lesenswerter Blog zum Thema
- Muenchen-solar.de – die von uns getestete Anlage
- Infobroschüre zur von uns getesteten Anlage von München Solar
- Minijoule.com – Alternativangebot von Minijoule
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